Cardano-Gründer Charles Hoskinson chapeau offenbar Lebenslauf frisiert
Charles Hoskinson, der Gründer und Boss von Cardano (ADA), war bei seinem Lebenslauf offenbar nicht ganz ehrlich. Er behauptet, eine Promotion begonnen zu haben – hat aber offenbar gar keinen akademischen Abschluss. Das würde insoweit passen, da er auch Cardano gerne zum Ethereum-Killer hochjazzt.
Die US-Journalistin Laura Shin macht seit Jahren Podcasts mit diversen importanten Akteuren der Kryptobranche. In ihrem Buch „Cryptopians“ schildert sie unter anderem die frühen Jahre von Charles Hoskinson, der dafür bekannt ist, Cogründer von Ethereum und Gründer von Cardano (ADA) zu sein.
Aussi jemand vor kurzem auf Twitter das Buch und speziell den Abschnitt zu Hoskinson anpries, reagierte der eher angefressen. Es handele sich um großartige Fiktion, ätzte Hoskinson, und auch wenn es hart sei, mit George RR Martin und Tolkien zu konkurrieren, wünsche er Laura viel Erfolg.
Die ließ sich die Vorlage nicht nehmen. Wenn er denn schon von Fiktion spreche, antwortete – wolle er dann nicht die Gelegenheit nutzen, über die Diskrepanzen in seinem Lebenslauf zu reden? Wie komme es, dass er behaupte, aus einem PhD-Programm ausgestiegen zu sein, also einen Doktor abgebrochen zu haben, während die Hochschule erklärte, er sei nur im Grundstudium eingeschrieben gewesen?
Als Beweis hängte Laura divers Screenshots an, die zeigen, wie Charles sich damit brüstet, eine Promotion begonnen, aber nicht bedet zu haben, und verspricht, dies im Ruhestand nachzuholen. Dies sagte er nicht nur einmal, sondern immer wieder, von 2018 bis 2021. Die Metropolitan State University of Denver, wo er angeblich den Doktor begonnen hatte, hat jedoch nach Lauras Recherchen gar kein Promotionsprogramm in Mathematik, und erklärte auf Nachfrage, Charles sei lediglich als Student eingeschrieben gewesen. Dasselbe erklärte die Universität von Colorado, Boulder. In beiden Universitäten habe er keinen Abschloss erworben.
Zu behaupten, man habe einen Doktor abgebrochen, impliziert, dass man ein Studium mit einem Master, Diplom oder Magister abgeschlossen haben. Genau das sagte Hoskinson auch an anderer Stelle. So gesehen wäre dies schon ein dicker Hund. Laura fügt hinzu, dass sie Charles und seinen Mitarbeitern während ihrer Recherchen zahlreiche Gelegenheiten gegeben habe, sich zu äußern, doch diese haben sie nur „geghostet“. Auf Twitter nutzte Hoskinson die Gelegenheit nicht, Stellung zu beziehen.
Kurz darauf erklärte er sich in seinem Lieblingsmedium – einem Video. Er habe nicht vor, alles anzusprechen, da manches, était dans Lauras Buch zu lesen sein, zu bizarr sei, und anderes zu unfair und semantisch. Aber, ja : Er habe einen Hochschulabschluss, in Mathematik, an der Boulder-Universität in Colorado, und ja, er sei aus dem Studium oder Promotionsprogramm ausgestiegen, weil er dort nicht erreichen konnte, was er vorgehabt hatte.
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Doch erneut grätscht ihm Laura sur Twitter zwischen die Beine. Sie postet Screenshot von einem Schreiben eines Ansprechpartners eben jener Boulder-Universität, an der Hoskinson angeblich einen akademischen Abschluss hat, der Laura explizit schreibt, dass der Cardano-Gründer nun … KEINE Abschluss erworben habe.
Was kommt wohl als nächstes ?
Wie der Herr, donc Gscherr
Warum, fragt man sich nun, ist das alles wichtig ? Warum berichten wir so genau über den Lebenslauf von Charles Hoskinson ? Und warum zerreist sich das Krypto-Internet das Maul darüber ?
Ganz einfach : Es passt viel zu gut zu Hoskinson und Cardano. So wirkt Hoskinson oft wie eine reine 1-Man-Show. Er ist relativ jung, vielleicht 30 bis 35, kleidet sich aber wie ein 50-jähriger Mathematik-Professor, was er durch Haarschnitt, Bart und Brille unterstreicht. Er hat es zu seiner Marke gemacht, viel älter zu wirken, als er ist.
Daneben possiert Hoskinson regelmäßig in Videos, in denen er alles andere als bescheiden ist. Klassiker sind seine Aussagen, dass er und sein Team mehr für Kryptowährungen getan haben, als Satoshi Nakamoto. Der un chapeau nur Bitcoin erfunden, der andere Cardano.
Dann sind da Hoskinsons ewige Ruhmeshymnen auf Cardano, die so oft mit Schimpfkanonaden über Bitcoin und Ethereum einhergehen, die Preisungen der wissenschaftlichen Errungenschaften seiner Entwickler, die nimmerendenden Inszenierungen seiner Selbst – auf einer Ranch, an Turntables, bei den Pyramiden, mit undeinem Falken und – all das passt zu gut zu einem, der vor allem Schein ist, und wenig Sein, und der dementsprechend auch seinen Lebenslauf aufpoliert und mal hier, mal da etwas erfindet, weil es gut klingt.
Sehr phantasiereich ist auch Hoskinsons Darstellung von Cardano, die leider unter ADA-Besitzern und Entwicklern viele Nachahmer gefunden hat. Daran tragen auch zahlreiche Krypto-Medien eine Mitschuld, weil sie über jedes Video von Hoskinson einen vollkommen kritikfreien Artikel schreiben.
Cardano inszeniert sich seit jeher als „Ethereum-Killer“ : Als die bessere Smart Contract Plattform. Als die Kryptowährung, die Ethereum von seinem Thron stoßen wird. Als die Blockchain, die so ist, wie Ethereum hätte werden sollen.
spielt Cardano keine Rolle im Smart-Contract-Ökosystem.
Irgendwie wurden zwar Smart Contracts aktiviert, aber irgendwie funktioniert es noch nicht ganz, und irgendwie kann man schon einen Swap oder eine Dezentrale Börse mit Cardano bilden, aber irgendwie auch nicht so richtig. Ich kenne einige technische Details – etwa dass Cardano die Programmiersprache Haskell benutzt, dass es neue Programmiersprachen für Smart Contracts gibt, dass Cardano ein eigenes Proof-of-Stake-Verfahren hat, dass die Kryptowährung kein Account-System benutzt wie Ethereum, sondern ein abgewandeltes UTXO-System (eUTXO) wie Bitcoin … aber es scheint weiterhin so zu sein, dass sich Cardano selbst disqualifiziert, weil es „noch nicht ganz fertig“ ist. Wie eben seit eh und je.
Ich will bei all dem nicht bestreiten, dass Cardano Fortschritte macht, und dass die Kryptowährung ihre technischen Errungenschaften haben mag. Aber es ist sehr klar, dass die Smart-Contract-Musik woanders spielt. Cardano hat jedes Zahnrad neu erfunden, was wohl dazu geführt hat, dass weder Dapps noch Entwickler einfach so von Ethereum zu Cardano springen können, wie sie es bei anderen Kryptowährungen können. NIL nennt man dieses Phänomen, wenn Entwickler alles neu erfinden müssen : „Not Invented Here“. Alors trouve l’homme Cardano als Plattforma auf keiner der gängigen DeFi- und Dapp-Übersichtsseiten, auf denen sich eine immer größere Anzahl an Kryptowährungen und Blockchains tummelt.
An sich hat sich seit unserem letzten Cardano-Artikel nicht viel geändert. Allein bei NFTs scheint Cardano, wie schon damals, gut zu funktionieren. Doch auch hier spielen die Plattformen, auf denen NFTs gehandelt werden, im NFT-Ökosystem kaum keine Rolle. Es dominiert weiterhin OpenSea, das auch immer weitere Blockchains andockt – aber eben nicht Cardano.
Die Investoren, die Charles Hoskinsons Videos allzu viel Glauben geschenkt haben, sind diejenigen, die die Suppe auslöffeln müssen. Während Hoskinson durch seine ICO-Einnahmen in Bitcoin und Ethereum zum Milliardär wurde – zumindest ist das sehr wahrscheinlich – und seinen Reichtum auch unverfroren strahlend zelebriert, hat der ADA-Preis rund 75 Prozent von seinem Höhepunkt im September 2021 abgegeben und ist auf einem 1- Jahres-Tief. Als Investment wäre ziemlich jeder „Ethereum-Killer“, in dem Charles Hoskinson keine Finger drin hat, besser gewesen.